Finalist beim internationalen Architekturwettbewerb Kurandza
Provinz Gaza, Mozambik
Unser Entwurf soll einen geschützten Lernort schaffen. Um einen sicheren Raum für die Mädchen in der Provinz Gaza zu gestalten, in dem sie wachsen und sich entfalten können, wurde ein Konzept entwickelt, das sich sowohl an formelle Klassenräume als auch an informelle Innen- und Außenbereiche anpassen lässt. Die Gebäudeteile gruppieren sich um einen zentralen Hof, der Privatsphäre schafft und ein Gefühl räumlicher Geborgenheit vermitteln soll. Durch die gezielte Anordnung der Baukörper entstehen differenzierte Außenbereiche für Spiel und Lernen mit einer klaren Trennung zwischen dem öffentlichen Raum und dem geschützten schulischen Umfeld. Ein Canhueiro-Baum am nördlichen Ende des Hofes fungiert als natürlicher Raumteiler und bietet unter seinem schattenspendenden Blätterdach Sitzgelegenheiten. Die Kinderbetreuung ist am südlichen Eingang untergebracht – in unmittelbarer Nähe zu Sicherheitsdienst und Küche, sodass den Frauen ein ruhiger, eigener Bereich zur Verfügung steht, in dem sie sich ungestört auf ihre Bildung konzentrieren können.
Angesichts der zunehmenden Bedrohung Mosambiks durch Naturkatastrophen im Zuge des Klimawandels war es uns wichtig, ein Gebäude zu schaffen, das auf solche Herausforderungen reagieren kann. Wir untersuchten historische Ereignisse, wie etwa das Hochwasser des Limpopo-Flusses im Jahr 2000, und entwickelten eine erhöhte Sockelkonstruktion, die über dem damaligen Pegel von einem Meter liegt. Diese Plattform ermöglichte es, darunter ein Wasserreservoir und ein integriertes Kühlsystem zu platzieren, das durch die markanten, dynamisch geschwungenen Dachflächen angeregt wird. Das gesammelte Regenwasser ermöglicht eine alternative Versorgung – nutzbar für Toiletten, Bewässerung oder im Notfall auch nach Aufbereitung als Trinkwasser. Diese Maßnahmen erlauben es, das Zentrum im Krisenfall auch als Zufluchtsort für die gesamte Gemeinschaft zu nutzen. Eine tragfähige Erdbeutelfundamentierung, eine zugbewehrte Dachstruktur und gebrannte Lehmziegel sorgen für strukturelle Stabilität bei Erdbeben, Zyklonen oder Überschwemmungen.
Unser erster Schritt bei der Planung der Kurandza-Schule war die Auseinandersetzung mit der Lage des Grundstücks in Bezug auf den angrenzenden Verkehr. Um eine einladende Atmosphäre zu schaffen, richteten wir die ursprüngliche Gebäudefigur zur Straße aus – dem Zugangspunkt für alle Schülerinnen und Schüler. Anschließend passten wir die Formgebung an die lokalen klimatischen Bedingungen an: Da die stärksten Winde aus Südosten kommen, erhielt die entsprechende Gebäudeecke eine abgerundete, aerodynamische Kontur, um dem Winddruck wirksam zu begegnen.
Auch der Sonnenverlauf spielte eine zentrale Rolle bei der Gestaltung der Schule. Die bestehende Vegetation zu erhalten war entscheidend für die natürliche Belüftung des Areals. Rund um die Bäume wurden gezielt Aussparungen im Fundament geschaffen und diese in Aufenthaltsbereiche zum Entspannen, Essen und Spielen umgewandelt. Der verbleibende U-förmige Sockel wurde entlang der Hauptbewegungsachsen in Gebäude mit unterschiedlichen Funktionen gegliedert.
Die beste Strategie im Umgang mit den starken Zyklonwinden, die für Mosambik typisch sind, besteht darin, die Luftströme durchzuleiten, anstatt sie aufhalten zu wollen. Eine durchlässige, offene Struktur eignet sich dafür am besten.
Die Innenhöfe werden durch die auskragenden Dächer der Gebäude beschattet und laden dazu ein, das Schulgelände geschützt und komfortabel zu durchqueren und zu erleben.
Es war wichtig, dass die von uns entworfenen Lösungen leicht von lokalen Bauunternehmern gebaut werden konnten, die leicht verfügbaren Materialien der Region nutzten und für Kurandza ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis boten. Um dies zu erreichen, haben wir uns die traditionellen Bautechniken der Region angesehen und uns für die Verwendung von ferrozementbeton (mit Geflügelnetzverstärkung und minimalem Zement), gebrannten Lehmziegeln, Wellblech aus Stahl und Holzträgern entschieden.
Passive Kühltechniken umfassen das Platzieren von Gebäuden in unmittelbarer Nähe zueinander und das Anbringen von Vorsprüngen, um Schatten zu spenden, unterirdische Belüftung und Querlüftung vom Innenhof sowie isolierte Dächer aus Segeltuch. Wir haben so viele Bäume wie möglich erhalten, um von ihren kühlenden und beruhigenden Effekten zu profitieren.
Entwurf von:
Stefanie Hünitzsch, Mathilda Niebel, Thomas Blachut, Radostina Hristova, Daniel O’Reilly